Selbsttest

Depression, Alzheimer oder Parkinson?

Störung des 10. Hirnnervs durch die anatomische Nähe zum Atlas?

Der Darm ist von Billionen von Bakterien besiedelt, genau genommen Leben in unserem Verdauungstrakt etwa 100 Billionen Darmbakterien in einem einzigartigen Mikroorganismus. Sie sitzen in den Darmschleimhäuten und den Darmwänden und benötigen ein saures Milieu um ihren Aufgaben nachgehen zu können.

Wissenschaftler nennen dieses Phänomen auch Mikrobiom.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Ansammlung von Bakterien beziehungsweise der Zustand der Darmflora in Zusammenhang mit ängstlichem und depressivem Verhalten stehen kann. Die Hirn-Darm-Kommunikation läuft über die Darm-Hirn-Achse ab, und zwar in beide Richtungen. Verschiedene Wege sind möglich. Ein Teil läuft über dem Rückenmark, ein Teil über den Nervus vagus (10. Hirnnerv), welcher vom Hirnstamm zum Verdauungsapparat verläuft und an vielen Regulationsvorgängen im Darmtrakt beteiligt ist. In Versuchen mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass der 10. Hirnnerv auch als direkte Verbindung zwischen den Mikroorganismen im Darm und dem Gehirn funktioniert. Hieraus ist der Begriff Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse entstanden. Auch das Darmwand-Nervensystem ist an der Mikrobiom-Kommunikation beteiligt. So werden durch Neurotransmitter die Informationen über den Darmzustand durch den 10. Hirnnerv ans Gehirn weitergeleitet. Somit haben die Darmbakterien einen direkten Einfluss auf unseren Gemütszustand. Durch die Erweiterung der Darm-Hirn-Achse um das Mikrobiom werden die Mikroorganismen, die mit dem zentralen Nervensystem kommunizieren, auch Psychobiom genannt. In unserer Darmwand sitzen circa 200 Millionen Nervenzellen, die täglich 24 Stunden aktiv sind. Somit haben wir mehr Nervenzellen in unserem Darm als in unserem Rückenmark und gleichzeitig über 24 Stunden betrachtet mehr aktive Nervenzellen in unserem Magen-Darm-Trakt als aktive Nervenzellen in unserem Gehirn.

Unser Bauchgehirn kann Emotionen beeinflussen.

Für die enge Verbindung zwischen Bauchgehirn und Kopf spricht auch, dass sie dieselbe Sprache sprechen: Alle Botenstoffe, die im Kopf vorkommen, gibt es auch im Bauchgehirn. Dazu gehören zum Beispiel Dopamin und Amino-Buttersäure. Das bekannteste ist das sogenannte Glückshormon Serotonin. Im Kopf beeinflusst Serotonin unser Wohlbefinden, im Darm steuert es zum Beispiel den Rhythmus der Darmtätigkeit und reguliert das Immunsystem. Etwa 90 Prozent des Serotonins im Körper werden im Bauch produziert. Zwar kann das Serotonin aus dem Bauch nicht direkt ins Gehirn gelangen, weil es aus dem Blut nicht ins Hirngewebe übertreten kann, könnte aber dennoch unseren Kopf beeinflussen – durch die Kommunikation zwischen dem Gehirn über die Darm-Hirn-Achse. Letztlich könnte also sogar unser Bauch für Stimmungsschwankungen mitverantwortlich sein.

Parkinson im Bauchgehirn?

Forscher untersuchen derzeit, ob Krankheiten, die wir lange nur auf das Kopfgehirn bezogen haben, in Wirklichkeit auch das Bauchgehirn betreffen – z. B. Depression, Alzheimer oder Parkinson. Tatsächlich fanden sie im Nervensystem des Bauches von Parkinsonpatienten ähnliche Veränderungen wie im Kopf. Überraschenderweise treten die charakteristischen Nervenschädigungen im Bauchgehirn früher auf als im Kopfgehirn. Zudem leiden die Patienten häufig unter Magen-Darm-Beschwerden, lange bevor die Krankheit im Kopf ausbricht.